Gedichte

S­eptembertage



Septembertage

sommersonnig seiden

Herbstschimmer hier und da

Verschwenderisch leuchten die Sonnenblumen.

Die Bienen freut es.

Magisches Licht

zur Abendzeit

Samtene Luft

Golden die Wolken

Die Blüten in ihrer Pracht

zeigen noch einmal,

was sie können.

Die ersten Blätter

in Herbstfarben

als gelbrote Inseln im Grün.

Bald bunt überall,

bevor sie fallen im Wind

auf dunklen Grund.


M.D.

September 2023


 Piedade 2005


Schichten schichten  

Schichtweise gehe ich vor
Schichte übereinander, was mir in die Hände kommt
Eine Farbschicht über die vorige
Ein Stück Papier, eine Blüte, ein Blatt
Verdeckt, versteckt, was vorher war
Schicht für Schicht erschaffe ich einen schützenden Mantel
Mehrfach gefüttert mit seidenen Farben
Umhülle den Ursprung, den Anfang und doch:
Jede neue Schicht ist Neubeginn
Nichts bleibt beim Alten
Kleine und große Veränderungen nehmen ihren Lauf
Schon gibt es Unterschichten, Mittelschichten, Oberschichten
Und jede Oberschicht kann schnell
Zur Unterschicht werden, wenn ich es will
In den Schichten bilden sich GeSchichten
Sie erzählen von meiner Stimmung, meinem Erleben,
Von dem, was gerade ist oder eben war
Alles fließt von Schicht zu Schicht
Ich sehe die in Fels gehauene Straße
Rechts oder links die Gesteinsschichten
Die in farbigen Bändern und Linien schreiben
Umbra, siena und tiefrot golden

Schichtweise gehe ich vor
Ein Wechselspiel vom Auf und Ab der Schichten
Ich löse Schichten wieder auf,
Reiße ein, weiche auf, lege frei
Dringe zu tieferen Schichten vor
Kehre zum Ursprung zurück
Mache sichtbar, was weg war
Erschaffe Verbindung zwischen alt und neu
Alte Schichten lichten, sichten, neu gewichten
Jahrelang von der S-Bahn aus im Vorbeifahren
Dem Verfall der Ruine zugeschaut
Schicht für Schicht die Tapeten in Fetzen
Zeugnis verschiedener Generationen
Das Waschbecken wie ein Schwalbennest
Halb aus der Wand
Zerfall erzählt von Wandel
Tagebücher wären zu füllen
Zeit festgehalten in Schichten

Nervatora 2




Blatt fügt sich zu Blatt


Rot zu weiß und weiß zu rot


Drei Blumen auf den Weg


Zum Entschlüsseln der Pläne


Die Blätter dünnhäutig samtig


Von Adern gezeichnet


Inseln darin


Verzweigungslinien

 

Verwebten Erinnerungen gleich


Antennen wie suchende feingliedrige Finger


Der tanzende Zweig in der Mitte


Geheimnis der blauweißen Tür im Innern


Was bleibt hinter dem roten Blatt verborgen


Verbunden im Blick der Mann und die Frau


Naturgeerdet faltig geprägt


Umrahmt von Blüte und Blatt


Vom Geäst der Muster des Lebens


Gesät und geerntet und lustvoll genossen


Bis das Ende einst trennt


Und Verwandlung im Neuen beginnt




Text zur Ausstellung

Malerei – Collage – Zeichnung:

2015

Kunsthaus Flora, Berlin Mahlsdorf
 

Welch ein Scenario

Das Gewitter Entfesselt

Der Klimawandel zeigt sich

Nicht nur am Himmelsjoch

Asteroide verheißen

Hellsichtig ein Höhlenfeuer

Spuren und Sprünge der Zeit

Zur Premiere gab es Hitzefrei

Das Mediengebäck ist in Arbeit

Prinz Blaublatt Poetisch

Wohin Freischwebend

Yesterday voller Vorfreude

Prall knisternd die Energie

Baupläne bekommen Aufwind

Der Botaniker denkt nach

Entdeckt Verwandtschaft

Bei Nervatora und Autumnleaves

Blattadern Lebensadern Licht und Schatten

Wie geht es weiter mit den Apfelentwicklungen

Von Elstar zu Elstar ein Intermezzo

Bevor Ohne Titel die Bahngeister

Richtung Hochferner weiterziehen

M.D.

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